Zusammenfassung des Nachhaltigkeitskonzepts der Hausarztpraxis Nettelnburg

1. Einleitung und Hintergrund Die Hausarztpraxis Nettelnburg hat im Rahmen ihrer Qualitätsmanagementstrategie nach EFQM (European Foundation for Quality Management) ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt, das ökologische, ökonomische und soziale Ziele integriert. Die Praxisleitung, bestehend aus Anne-Marie und Frank Stüven, sowie das Praxisteam sind dem Thema Nachhaltigkeit besonders verpflichtet.

Klima beeinflusst die Gesundheit von uns allen, und ein gesunder Lebensstil ist häufig besser fürs Klima: wer sich aktiv zu Fuß oder per Fahrrad bewegt tut etwas für ihre/seine Gesundheit und vermeidet Energieverbrauch und CO2-Ausstoß. Wer sich überwiegend pflanzlich ernährt tut seiner Gesundheit viel Gutes und trägt zu Energieeinsparungen, CO2-Minderung und Artenvielfalt bei.
Dies ist das Konzept der planetary health.

Unser Konzept wurde in Zusammenarbeit mit dem AQUA-Institut erstellt, das die Praxis zertifziert hat.
Das Konzept verfolgt das übergeordnete Ziel, den CO2-Fußabdruck der Praxis zu minimieren und dabei die ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.

2. Energiemanagement Das Ziel im Bereich Energiemanagement ist es, den Energieverbrauch der Praxis zu minimieren und so viel wie möglich auf grüne Energiequellen umzusteigen. Die Praxis bezieht ihren Strom bereits seit Gründung von Greenpeace Energy, jedoch wird das Heizsystem noch durch konventionelles Erdgas von e-on betrieben. Die Praxis hat Maßnahmen wie die Umstellung auf LED-Beleuchtung umgesetzt. Wir prüfen ob es eine Möglichkeit gibt, Solarmodule auf dem (alten) Flachdach zu installieren in Absprache mit dem Vermieter. Der Energieverbrauch bleibt wegen der schlechten Dämmung des Praxisgebäudes hoch, insbesondere in Hitzeperioden durch die Klimaanlage und im Winter in der Heizperiode.

3. Mobilität Die Mobilität der Patienten und des Personals trägt erheblich zum CO2-Fußabdruck einer Praxis bei. Die Praxis fördert nachhaltige Mobilität: schon wegen der schwierigen Parkplatzsituaton bitten wir unsere Patienten zu Fuß („Jeder Gang macht schlank“) oder mit dem Fahrrad („Fit durch Fahrrad“) oder mit dem Bus zu kommen. Unsere Auszubildenden haben ÖPNV-Tickets für Auszubildende. Im Moment prüfen wir die Anschaffung von Elektro-Dienstfahrrädern für unsere Mitarbeiter

4. Abfallmanagement Das Abfallmanagement zielt darauf ab, die Abfallmenge zu reduzieren und die Ressourcen effizient zu nutzen. Aufgrund der Hygieneanforderungen fallen in der Praxis dennoch erhebliche Mengen an Einwegprodukten an. Maßnahmen zur Reduktion von Papierabfällen und zur Wiederverwendung von Materialien wurden eingeleitet: Informationsmaterial stellen wir lieber elektronisch als in Papierform zur Verfügung, wir benutzen Akkus statt Batterien, wollen recyceltes Papier umstellen usw. Mülltrennung erfolgt selbstverständlich schon seit Jahren inkl fachgerechter Entsorgung von Speziallmüll inkl Datenmüll (eingehende Arztbriefe in Papierform werden geschreddert und über die Altpapiertonne recycelt)
Weitere Einsparpotenziale werden kontinuierlich im Rahmen des Qualitätsmanagements untersucht.

5. Arzneimittel Das Konzept sieht vor, dass Medikamente nur in der nötigen Menge und nur dann verordnet werden, wenn sie tatsächlich benötigt werden. Dies soll unnötige Medikamentenreste vermeiden, die letztlich im Müll und schlimmstenfalls im Grundwasser landen könnten. Die Praxis verwendet moderne Systeme wie den Bundeseinheitlichen Medikationsplan und setzt auf das Prinzip des „Deprescribing“, also das gezielte Absetzen nicht mehr notwendiger Medikamente, Zudem wird bei der Verordnung von Antibiotika und anderen umweltbelastenden Arzneimitteln besondere Vorsicht walten gelassen, um die Umweltbelastung zu minimieren. In der Zukunft wollen wir noch mehr darauf achten, in der Aasthmabehandlung statt den Dosieraerosolen sogenannte Pulverinhalatoren zu verwenden, denn ein einzelnes Dosieraerosol hat aufgrund des darin enthaltenen Treibgases einen CO2-Fußabdruck wie 280 km Autofahren.

6. Patienteninformation und -beratung Die Praxis sieht sich als Multiplikator im Bereich klimabezogener Gesundheitsinformationen. Ziel ist es, die Patienten über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu informieren und sie zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu motivieren. Dafür hält die Praxis eine Reihe von Informationsmaterialien bereit, die sowohl in der Praxis ausgelegt als auch über die Website (hier und hier) verfügbar sind. Besonders gefährdete Patientengruppen, wie ältere Menschen oder Patienten mit bestimmten Medikamenten, werden gezielt beraten, um die Auswirkungen von Hitzeperioden zu minimieren.

7. Hitzeschutzplan Wir sind durch unsere leider viel Energie fressende Klimaanlage in den Räumen vor großer Hitze geschützt und bleiben so arbeitsfähig. Dennoch haben wir einen Hitzeschutzplan entwickelt, wieweit wir die Praxisabläufe in Zeiten großer Hitze ändern: zum Beispiel sollen dann noch konsequenter Telefonkontakte bevorzugt werden und hitzeempfindliche Gruppen die Termine in den frühen Morgenstunden bekommen, wenn der Weg zur Praxis noch relativ kühl ist.
Wir wollen zukünftig zum Beginn des Sommers auch immer wieder auf die gesundheitlichen Gefahren zu großer Hitze hinweisen – und wie man sich davor schützen kann.

8. Arbeitsbedingungen Eine hohe Arbeitszufriedenheit des Personals ist für die Praxis von zentraler Bedeutung. Neben einer leistungsgerechten Bezahlung und fairen Arbeitsbelastung fördert die Praxis die berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter durch Fortbildungen und unterstützt flexible Arbeitsmodelle wie Teilzeitarbeit. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter wird regelmäßig im Rahmen des Qualitätsmanagements überprüft und als hoch bewertet. Auch das Betriebsklima wird durch regelmäßige Teammeetings und Betriebsausflüge gefördert.

9. Resilienz und Umgang mit Krisen Die Praxis hat Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz ergriffen, um auch in Krisensituationen wie Pandemien oder Naturkatastrophen handlungsfähig zu bleiben. Zudem wird das Team regelmäßig in Kommunikation und Deeskalation geschult, um auch im Umgang mit aggressiven Patienten sicher agieren zu können.

10. Vision Während der Erarbeitung dieses Konzepts haben wir seit Gründung zum ersten Mal unsere Praxisvision erweitert. Bisher lautete sie schlicht:
„Wir machen ehrliche und sichere Medizin und sind dabei freundlich und effektiv“
In der Erweiterung lautet unsere Vision nun:

Wir machen ehrliche und sichere Medizin und sind dabei freundlich und effizient!
Wir wollen die Gesundheit unserer Patienten nachhaltig
stärken und streben dafür an, auch als Praxis nachhaltig zu arbeiten.